Ein ganz normaler Montagmorgen

Es ist 4:45 Uhr. Die Frucht meiner Lenden steht im Bett und arbeitet an ihrer Karriere als Death Metal Sängerin.

4:52 Uhr. Jeder Versuch die Nacht noch um eine Stunde zu verlängern scheitert. Bestechungsversuche reichen vom Schokoriegel bis hin zum bezahlten Führerschein. Keine Chance, es ist Tag.

5:15 Uhr. Das Kind ist gewaschen und angezogen. Es fordert die allmorgendliche Banane und das sofortige Auskippen der Duplokiste. Ich bin ungeduscht und habe einen Geschmack im Maul wie Oma unterm Arm.

5:30 Uhr. Duschen wir auf’s Abendprogramm verlegt. Zähne putzen durfte ich noch. Dafür schmeckt der schwarze Kaffe gerade irgendwie wie Laternenpfahl ganz unten. Ich stelle mir 3 Tassen der Prügelbrühe in die Figur um aus dem Standby-Modus zu kommen.

5:40 – 5:54 Uhr. Kind kaut an der Banane, es herrscht Ruhe.

5:55 Uhr. Nachrichten im TV beginnen. Kind nimmt das zum Anlass die Tonie-Box anzuschmeissen und einen Regentanz samt Gesangeinlage aufzuführen, parallel die Duplo-Box auzukippen und lautstark einen Kakao einzufordern. Immerhin hat Sie bitte gesagt.

6:00 Uhr. Nachrichten sind vorbei. Ich weiß das der Nachrichtensprecher „Guten Morgen“ gesagt hat und das es wohl regnen wird.

6:45 Uhr. Die Frau kommt von der Nachtschicht. Hat keine Brötchen dabei. Kind reagiert ungehalten. Der Hund setzt sich vor den Fernseher und starrt mich an. Ich ziehe mir Schuhe und Jacke an

6:55 Uhr. Oh, nochmal Nachrichten! Ich überlege einen neuen Versuch zu starten. Hund signalisiert mir, dass er den Teppich fäkal zu seinem neuen Hocheitsgebiet erklärt, wenn ich nicht sofort aus dem Quark komme. Ich beuge mich.

7:03 Uhr. Der Hund hat mich, getrieben von Darmdruck und dem Duft einer läufigen Hündin, zum Waldrand geschleift. Ich kugel meine Schulter wieder ein und Sorge für neue Blutzufuhr in der Leinenführungshand.

7:10 Uhr. Standardrunde reicht nicht. Und auch wenn er dank Hundeleberwurst aus dem Maul so riecht, ausatmen kann er das Verdaute nicht. Eine Verlängerung ist erforderlich. Auswringen kann ich ihn leider auch nicht. Habe es versucht.

7:15 Uhr. Ein formschönes Rektalkunstwerk ziert den Vorgarten eines Anwohners. Der Wald war dem Herrn Hund wohl zu schmutzig. Unbewaffnet wie ich bin, nutze ich ein Ahornblatt zur Aufnahme und Entsorgung. Trotz positiven Verlauf fühle ich mich schmutzig.

7:20 Uhr: Wieder zuhause. Ich schnappe mir ein Knäckebrot und beisse rein. Nach einem weiteren Bissen fällt mir die Ahorn-Aktion wieder ein. Scheisse.

7:30 Uhr: Kind anziehen. Es fordert die Ankleidung durch den männlichen Bediensteten. Ich leiste keinen Wiederstand.

7:35 Uhr. Scheiben zugefroren. Die ganz gemeine Art von Eis. Eine dünne Schicht mit der Haftung von Doppelklebeband auf Glas. Ich aste mich mit dem Eiskratzer ab, meine Hand fühlt sich an wie der tiefgekühlte Rinderbraten von Weihnachten 2018. Nur ein bisschen toter.

7:40 – 7:55 Uhr. Kindergartenparkplatz. Zu viel Hass um ihn hier niederzuschreiben. Gibt’s schon nen eigenen Blog drüber.

8:05 Uhr. Bäckerei. Fachverkäuferin ist nicht vom Fach. Ich vermute sie hat umgeschult und ursprünglich Schrauben nach Farbe sortiert. Oder ähnliches. Zwei belegte Brötchen müssen auf einem modernen Kassensystem mit 800 Tasteneingaben registriert werden. Ich frage mich ob Sie parallel an einem Buch schreibt mit dem Titel „Meine Kunden am Montagmorgen“ und aktuell meinen zementierten Gesichtausdruck wortgewandt umschreibt. Kann den Gedanken nicht zu Ende führen. 4,67 Euro werden gefordert. Jetzt frage ich mich ob die Remoulade Edelmetalle enthält. Vielleicht habe ich auch eine Aktie der Bäckerei erworben, das würde den krummen Preis erklären. Egal.

8:10 Uhr. Beisse in mein Brötchen. Schmeckt nach Fuß im Turnschuh, aber der Hunger treibt es rein. Edel-Remoulade tropft auf die Jacke. Danke Montag.

8:25 Uhr. Parken, 30 Meter laufen, 20 Stufen erklimmen, alles aufschließen, Jacke ausziehen, Kaffemaschine anschmeissen, auf den Stuhl setzen….und feststellen das man den Laptop im Auto vergessen hat.

Einen guten Start in die Woche wünsche ich euch.