#healtyfood #ernährungsumstellung #nopainnogain #ichlebjetztgesunddunichtduwicht
So, oder so ähnlich, sieht die Liste der meist verwendeten Hashtags im Januar aus. In jedem Januar. Fotos von schräg links oben um die Spuren der 11-Monatigen Vernachlässigung halbwegs zu verdecken. Fix 12 Filter drüber, ein bisschen Kontrast und schon sind die ersten 20 Minuten der 45-minütigen Trainingseinheit rum. Nach ein paar Minuten Training dann erstmal Status-Update. Für den Effekt ein Spritzer von dem High-Carb-Chia-Protein-Mix-Drink ins Gesicht um den Schweiß zu simulieren und schon ist der nächste Instagram-Like-Garant fertig. An jeder Ecke im Studio lungern Sie rum: Sportnovizen mit reichlich Ehrgeiz. Ehrgeiz möglichst vielen Menschen in möglichst kurzer Zeit mitzuteilen, dass sie nun zur Healthy Community gehören. Abgerundet wird das neue „New Media“-Ich dann mit Bildcollagen aus Fotos von Fertigsalaten und Eiweißshakes.
Germanys Next Top Mittagessen
Versteht mich nicht falsch, ich selbst gehe regelmäßig ins Fitnessstudio und versuche mich halbwegs gesund zu ernähren – mit mäßigem Erfolg. Ich tue das für mich. Na gut, natürlich möchte ich auch besser aussehen. Aber der springende Punkt ist doch folgender: Man nimmt sich begrenzt Zeit, vielleicht 3 Stunden in der Woche, um etwas für sich zu tun. Wieso beschneidet man diesen kurzen Zeitraum für die Außendarstellung auf den sozialen Medien? Fishing for Compliments 2.0. Nervt es nicht, wenn dann auch noch das Mittagessen erstmal durch das Casting von Germanys Next Top Model muss um extra-healthy auf Pinterest zu wirken? So macht das einfach keinen Spaß und der Verdruss ist schneller da, als der Jojo-Effekt nach dem Wochenende mit den Kumpels.
So, ich trinke jetzt meinen Extra-Healty-Veggie-Cereals-Smoothy (Kaffee, schwarz). Dann reiße ich meine 10km Morgenrunde ab (500m Gassirunde) und vergnüge mich ein den letzten, hochmotivierten Social Media Posts des Jahres. Ist ja schon Ende Januar. Und bald ist Karneval.