Grundsätzlich sind Feiertage ja zum Entspannen da. Insbesondere der Karfreitag ist ein Tag der Stille und der Ruhe. Für meine bessere Hälfte heißt das, dass der Mann mehr Zeit hat um das Eigenheim zu optimieren. Gut das es in Holland keinen Karfreitag gibt und die Grenze nur 20 Autominuten entfernt ist. Wir – und gefühlt 50.000 andere Deutsche – haben uns also auf ins glorreiche Land gemacht. Statt Filet American, jonge Gouda und Fanta Zitrone in Dosen, standen dieses Mal Blumentöpfe und Pflanzen auf dem Einkaufszettel.
Frikandel-Frühstück
Direkt an der grünen Grenze bekomme ich schon nervöses Augenzucken, als ich die vollen Parkplätze sehe. Es ist 9:30 Uhr und die Pommesbude arbeitet auf Hochtouren. Wer stellt sich denn bitte morgens eine Portion Fritten und ’ne Frikandel Spezial in den Körper? Eine nette Dame mit Vierfach-Kinn und Joppy-Sauce im Gesicht ist so freundlich mir die Frage durch ihre bloße Anwesenheit zu beantworten. Den Rest des Weges bis zum Gartencenter bin ich damit beschäftigt das Bild von Jabba the Pommes-Hutt aus dem Kopf zu bekommen. Dort angekommen sind wir erstaunt, dass es gar nicht so stark besucht ist. Die Töpfe der Begierde sind schnell gefunden, das Pflanzenangebot ist fix geprüft und wird für preislich unpassend kategorisiert. Es folgt eine GROSSARTIGE Idee: Auf zum Gartencenter Leurs
Das ist für alle, die nicht in Grenznähe wohnen, erstmal kein Begriff. Stellt euch einfach vor es ist ein milder Samstag, Anfang des Monats, kurz nach Gehaltseingang. IKEA hat 70% auf alles und die Hot Dogs kostet für den Tag nur 50 Cent. So in etwa ist die Situation im besagten Gartencenter an Feiertagen im Frühling.
Der holländische Jakobsweg
Für einen Geduldsallergiker wie mich ist das wie eine Fußnagelentfernung mit einer Kneifzange – ohne Betäubung. Auf den 3 km Strecke bekomme ich 5 Blutstürze und demontiere im Geiste mindestens 8 Autos + Fahrer. Auf dem Parkplatz angekommen, signalisiert uns ein aufgeregter Schlumpf mit Warnweste das wir weiter durchfahren sollen. Ich folge seinem Aufruf und den Handzeichen drei weiterer Winkemännchen bis zu einer abgelegenen Wiese. Mit meiner Tochter unterm Arm und der Frau an der Hand starte ich den Gewaltmarsch zum Eingang.
Auf dem Weg ist mir ein Bart gewachsen und meine Tochter hat das kleine Einmaleins gelernt, aber egal, das Ziel war erreicht. Direkt am Eingang kam es zu einem Rückstau. Entweder war es wirklich so extrem voll, oder Jabba the Pommes-Hutt steckt im Drehkreuz fest. Wir kämpfen uns mit deutlicher Bestimmtheit durch die Einkaufswagenlawine bis in den Außenbereich. Die Ausstellungsflächen sind umringt wie die Grabbeltische bei Kik. Zart-gebaute Muttis klemmen sich 30kg-Plamen unter den Arm und kommandieren hilflos wirkende Männer durch das Areal. Auch hier werden wir schnell fündig. Natürlich ist der Torftempel so aufgebaut, dass man jeden Gang bis zu Kasse mitnehmen muss. Abkürzungen gibt es keine. Ich bekomme schon wieder Schaum vor dem Mund und überlege das Pampasgras lieber zu rauchen statt es in unseren Garten zu pflanzen. Nach etwa 750.000 Tippelschritten erreichen wir schweißgebadet die Gebühreneinzugsstelle, welche mit ca. 10 Kassen recht üppig ausfällt.
Als auch dieses Prozedere gefühlt einen Monat gedauert hat, treten wir erleichtert die Rückreise zur Autowiese an. Wo andere sich entspannt haben, bin ich etwa 5 Jahre gealtert. Aber hey, die zwei Hochbeete sehen wirklich super aus. Dafür hat sich der Aufwand auf jeden Fall gelohnt! (Ja, meine Frau liest mit)
Ich freue mich schon auf den nächsten Feiertag. Wer will schon ewig leben!
😉