Kriegsgebiet Arbeitsweg

Diejenigen, die mich kennen werden es bestätigen. Ich bin nicht unbedingt der Typ „gelassener Autofahrer“. Wer vor mir mit 40 in der 50er-Zone fährt, kann mir alternativ auch gleich einen rostigen Nagel ins Auge drücken. Durch meine chronische Ungeduld wirken solche Gaspedal-Legastheniker auf mich wie Gammastrahlen auf Bruce Banner. Noch mehr als bereifte Bremsklötze mag ich Parkplatz-Analphabeten, die ihrem VW Lupe großzügig die Fläche eines 12-Tonners zur Verfügung stellen. Wenn dann noch eine ausgewachsene Männergrippe mich an die Schwelle des Todes treibt, wird es ganz gefährlich. So heute morgen geschehen.

Endgegner Corsa B

Mit dickem Kopp, voller Nase und Halsschmerzen, die sich beim Schlucken anfühlen als würde ich mit Reiszwecken gurgeln, habe ich mich heute morgen in mein Auto gesetzt. Mein Kommandounternehmen Arbeitsweg konnte starten. Der Feind stellte sich mir dann schon nach 2 Minuten in den Weg: Die Fahrerin eines Opel Corsa B pendelte sich bereits 100 Meter vor der 30-Zone auf eine Maximalgeschwindigkeit von 19 km/h ein. Gut, vielleicht ist sie ja auch nur über ein Kaugummi gefahren und kann ihre Nuckelpinne deshalb nicht in die Gefilde des dritten Ganges beschleunigen – sind wir mal nicht so. Natürlich steuerte sie konsequent das gleiche Ziel an wie ich, den Supermarkt. Und natürlich sind die besten Parkplätze schon weg. Das Klorollen-auf-Hutablage Geschwader versammelt sich bekanntermaßen schon um 7:00 Uhr vor den Pforten des Marktes. Doch dann, einmal ums Eck, zwei formschöne Parkplätze, direkt nebeneinander!

Jetzt kommt meine Frau Corsa wieder ins Spiel. Tatsächlich hat Sie die Parkplätze auch entdeckt und ihre Pole-Position direkt ausgenutzt. Und wie parkt es sich am Schönsten? Diagonal! Der rostige Arsch des grünen 90er-Jahre Relikts wurde elegant auf dem zweiten Parkplatz positioniert. Ich glaube mir ist in diesem Moment etwas Blut aus den Augenhöhlen gelaufen. Fast hätte ich mich an dem Schaum vor meinem Mund verschluckt. Spontan habe ich ein neues Schimpfwort kreiert, eine Symbiose aus meinen Top-15 Beleidigungen. Meine Erkältung sorgte für die passende Optik zur tollwütigen Stimmung. Nachdem ich die Dame in 14 Sprachen verflucht hatte, vollzog ich einen kurzen Selbst-Exorzismus und suchte mir eine neue Abstellmöglichkeit.

Die nette Bäckerrei-Fachverkäuferin sah mein Leid und begrüßte mich mit den Worten: „Guten Morgen, darf es ein Mett-Brötchen sein?“.
Es wirkte und hob meine Stimmung. Mett-Brötchen made my day.

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