Liebe Kinder, bitte unterstützt eure lokalen Einzelhändler und kauft alles was ihr benötigt immer im direkten Umfeld.
Ok, damit haben wir den Moralteil abgehakt. Aber mal Butter auf den Lachs. Wir sind im Online-Zeitalter. Viele bestellen alles online – von der Golfmatte für’s Klo bis hin zur Flugzeugträgerersatzschiffschraube. Die Idee ist ja auch super: Kurz online gehen, zahlen per Paypal und irgendwann klingelt es an der Tür und das Stück oftmals sinnfreie Lebenbereicherung zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Wären da nicht Sie. Jeder Konsumriese hat einen Bevorzugten, manche sogar einen Eigenen.
Versanddienstleister
Ich nenne Sie lieber „Menschen mit Versandhintergrund“, da das Wort „Dienstleister“ in der Berufsbezeichnung so angebracht ist wie ein Adelstitel auf dem Amsterdamer Straßenstrich. Im Grunde haben die Unternehmen ja einen denkbar einfachen Auftrag, sind hochtechnologisch und millionenschwer. Doch die Säulen eines jeden guten Unternehmens sind die Mitarbeiter. Sie bilden die Verbindung zum Kunden. Bei mir persönlich ist die Verbindung dabei oft so gut wie die eines Ferngesprächs ins australische Outback. Mit dem Handy. In der U-Bahn.
Gut, nicht alle sind schlecht. Aber viele glänzen mit besonderen Eigenschaften, die bei mir für Blutsturz und Schaum vor’m Mund gesorgt haben. Hier ein paar kurze Anekdoten.
DHL
Mein tägliches Erlebnis im Büro. Ein Musterbeispiel, mit wie viel Raffinesse ein Fahrer seine Arbeitszeit optimieren kann. An einem Montag, Anfang August, waren dem Mann in Gelb die 20 Stufen zu unserer Bürotür zu viel, also gab er das Paket beim Nachbarn ab, mit der Aussage hier niemanden angetroffen zu haben. Immerhin mit Notiz des vollständigen Namen und Unterschrift des Nachbarn. Am Dienstag kam eine Lieferung mit Ladegeräten. Allerdings wurde das wieder bei einem Nachbarn zugestellt. Das ist unsere Vermutung, da laut Sendungsverfolgung ein Herr „Nachpa“ das Paket angenommen und mit einer schwungvollen Welle unterschrieben hat. Am darauf folgenden Freitag stand ein Paket für uns nur noch herrenlos im Flur. Chapeau, dein Arbeitgeber feiert dich sicherlich für deine Effizienz.
UPS
Ich wartete auf eine Lieferung Flyer. Fälschlicherweise habe ich diese nicht ins Büro bestellt, sondern nach Hause. Der Fahrer hinterlässt eine Notiz, die ich dank intensiver Bemühungen und einem Kurzstudium ägyptischer Hieroglyphen als „Lieferzeit 13:30 Uhr“ entziffern konnte. Als online-affiner Mensch nutze ich das Online-Tool um die Lieferung für den Folgetag umzuleiten. Wieder ein Zettel im Briefkasten. Zuhause. Wieder mit der Handschrift eines Kleinkindes auf Red Bull. Zustellversuch, 13:45. Dazu ein Kreuzchen mit der Bitte das Paket an der UPS-Paketstation abzuholen, ab 17:00 Uhr. 17:30 war ich da – das Paket nicht.
Hermes
Hermes setzt allem die Krone auf. Die Einstellkriterien für Hermesfahrer sind offenbar das selbstständige Atmen, die Fähigkeit sich nicht einzunässen und das richtige Halten eines Buntstiftes. Ich kann mir nur vorstellen, dass das Unternehmen Talentscouts in die Arbeitsämter schickt und die Cremé de la Cremé der Arbeitsunwilligkeit mit besonders wenig Verantwortung aus dem Wartezimmer lockt. Ich hatte bereits Pakete in der Mülltonne, eins wurde mir unter das leicht geöffnete Garagentor gequetscht und in 9 von 10 Fällen ist es mir bei der Annahme nicht möglich meinen Namen mitzuteilen. Die Götterboten schauen mich mit einem Blick der vollkommenden Leere an, tippen ein paar Buchstaben ein die meinen Nachnamen darstellen sollen und reichen mir den Stift zur Bestätigung. Den würde ich denen dann am liebsten als Nasenzäpfchen in den Kopf drücken. Man sollte wirklich mal da Anrufen und behaupten das Paket sei nicht angekommen!
„Das ist aber angenommen worden, von einem Herrn Xg&znl.“ Is klar.
Letzte Woche hat wieder so ein Spezialist geklingelt. Ich war in 6 Sekunden an der Tür, begleitet von dem Gebell meines Hundes. Der Fahrer hatte die Beine in der Hand und war bereits rekordverdächtige 15 Meter weit, als ich ihn mit dezenten Rufen stoppte. „Hund weg?“ war das Einzige was er mit zittriger Stimme rausbrachte. Das Cliché wurde sowas von erfüllt. Angst vor Hunden als Postbote. Das ist, als ob man mit Laktoseintoleranz als Produktentwickler bei Landliebe arbeitet.
Sicherlich muss es keinen Studiengang „Paketbotologie“ geben. Aber ein wenig mehr Elan in der Personalabteilung würde den Unternehmen mit Versandauftrag sicher gut tun.
Wenn ihr den Eindruck vermittelt Schimpansen zu beschäftigen, dann kann es schnell sein, dass man euch für einen Affenstall hält – denkt mal drüber nach 😉
Anm. d. Red.: Pauschalisierung ist für mich ein Stilmittel der Satire und wer das nicht mag ist ein Blumenkohl. Ja, es gibt zuverlässige Paketboten. Und Raktenwürmer. Und E.T.