Party 2008 vs. Party 2018

Party - Kais Kolumne

Der Zahn der Zeit nagt an jedem. Du bist keine 20 mehr. Wie sehr ich solche Weisheiten doch hasse. Nicht weil man das irgendwie ständig zu hören bekommt, sondern schlicht und ergreifend weil sie wahr sind.

Besonders bei zwei Aktivitäten, die mein Leben fortwährend begleiten, merkt man das deutlich – Sport und Feierei. Letzteres war immer das deutlich dominantere Hobby, daher möchte ich hier den Vergleich starten: Party 2008 vs Party 2018.

Fast jeder Samstag, 2008 – Party!

Wir planen Feiern zu gehen, ins Pulp, wie eigentlich immer. In kleiner Runde, zwei Großraumtaxis, 16 Mann. Nichts ungewöhnliches. Vorgeglüht wird bei mir zuhause, also brauche ich was zu trinken. Die Wahl fällt auf einen vorzüglichen 2008er Mariacron. Mir fällt ein, dass mein bester Freund auch mit kommt. Es könnte also eng werden, ich packe zwei Pullen ein. Und noch einen Jägermeister fürs Anstoßen zwischendurch.

19:00 Uhr. Die „Gang“ läuft langsam ein. Der ein oder andere hat sich zuhause schon ein oder zwei Bierchen in die Figur gestellt. Die Pre-Glow Zeit ist mit 5 Stunden aber auch knapp bemessen.

20:30 Uhr. Lautstärke, Schlagzahl und Pegel werden kontinuierlich erhöht.

21:30 Uhr. Bei der ersten Flasche Maria kann man fast den Boden sehen. Ich fühle mich leicht angebrühtet, aber in guter körperlicher und seelischer Verfassung. Haben ja auch zwei Leute mitgetrunken.

22:00 Uhr: Die letzten Kurzen werden verteilt, der Hörnertee neigt sich würdevoll dem Ende zu.

23:30 Uhr: Ich verlasse kurz die Wohnung um in neu definierter Muttersprache die Taxis zu ordern. In der Wohnung ist die Sicht auf 50cm beschränkt, dank Zigarettenqualm und Alkoholauswirkungen.

0:00 Uhr: Die Chauffeure scharren mit den Hufen, weil wir uns langsam wie eine amorphe Masse aus dem Haus bewegen. Über die „WeBis“ (Anm.d.Red.: „Wegbiere“) sind sie ebenso erfreut wie über den angeschlagenen Gesichtsausdruck des ersten Schwächelnden.

0:30 Uhr: Ankunft. Türsteher ist sichtlich überzeugt das wir nicht lattenstramm sind. Diese Meinung teilen wir natürlich. Ich betrete den Rittersaal um dort mein Geld in Whiskey-Cola zu investieren. Ich merke doch langsam, dass ich was getrunken habe.

6:00 Uhr: Wir werden wie vereinbart wieder abgeholt. Vor der Tür schraube ich mir noch fix einen magenschonenden Döner „mit extra scharf“ rein. Der ein oder andere platziert ein feuchtes Bäuerchen formschön an den Straßenrand, das bleibt nicht aus.

Sonntag, 10:00 Uhr: Leicht verstrahlt wachen zwischen 2 und 8 Leuten in meiner Wohnung auf. Ich kehre alle raus und kredenze mit ein Frühstück aus Hühnersuppe, einem Liter kaltem Eistee und Iboprofen. Nie wieder Alkohol! Gegen 14 Uhr verwerfe ich diese Aussage und freue mich bereits auf den nächsten Samstag.

Fazit: Kosten Pre-Glow, Taxi und Pulp: ca. 90 Euro. Zustand: Leicht angeschlagen

Ein Freitag, 2018

Nach wochenlanger Abstinenz ist mal wieder was los in der Hometown. Ins Pulp gehe ich nicht mehr – die Türsteher würden mich fragen ob ich zum Sterben gekommen sei oder ob ich meine Kinder abholen möchte. Ein Kumpel hat Karten für eine Cover-Band. An einem Freitag! Hervorragend! Da hat man zwei Tage um sich auszukurieren! Also nur einen Tag zu wenig….

15:00 Uhr. Ich glühe im Büro mit zahlreichen Tassen Kaffee vor. Schließlich könnte der Abend lang werden. So 1- 2 Uhr muss ich wohl einplanen.

19:30 Uhr. Treffen vor der Location. Alle sind nüchtern.

20:30 Uhr. Es gibt nur Bier und Ramazotti. Ich halte mein erstes Bier in der Hand und wäge ab, ob ich ein Schnäppschen trinken kann, wohlwissend das es mir am nächsten Tag bestimmt schlecht gehen wird. Egal! Party hard! Ich bestelle einen. Bäh.

0:45 Uhr. Nach ein paar Bierchen und ein paar weiteren Ramazottis klettere ich in ein Taxi, um dort umgehend einzuschlafen.

Samstag, 7:15 Uhr. Meine Tochter liegt quietschend auf der Spieldecke. Ich sterbe. Das Gefühl von Magen-Kopf-Schwindel-Brech-Durchfall übermannt mich und kann auch mit starker medikamentöser Gegenwehr nicht in die Knie gezwungen werden. Der langsame Tod begleitet mich bis Sonntagmittag, die Nachwehen bis heute.

Fazit: Kosten 40 Euro. Zustand: Zerstört.

Unter’m Strich kann man sagen, dass es in den letzten zehn Jahren zu einer leichten Veränderung der Lebensweise kam, was sich unter anderem in der mangelnden Fähigkeit Alkohol abzubauen auswirkt. Aber das ist auch in Ordnung so.

Ich mach jetzt Party mit Klosterfrau Melissengeist. In diesem Sinne: Skol!