Mit dem Kauf oder Bau eines Hauses, steigt der Testosteron-Spiegel eines Mannes um ca. 200%. Sobald die Unterschrift auf dem Kaufvertrag angetrocknet ist, schwillt die Brust und das Verlangen nach Hammer, Flex und Kettensäge steigt ins Unermessliche. Der Geruch vom hiesigen Baumarkt ist ab sofort betörender als der eines frisch gegrillten Steaks. Nur mühevoll unterdrücken wir das Tim Taylor-Grunzen und sehen plötzlich überall Optimierungspotential.
Projekt Terrassendach
So geht es mir auch. Meine Begeisterung war daher groß, als meine Herzdame beschloss, dass wir ein Terrassendach benötigen. In Gedanken war ich schon im Baumarkt. 6.000 Quadratmeter pure Erotik. Die Milch schießt ein und die Muskeln zucken….aber bis dahin war noch ein langer Weg zu bestreiten.
Zunächst musste das Angebot geprüft werden. Also wurden flux die aktuellen Prospekte vom Gästeklo geholt und durchforstet. Das offensichtlich beste Angebot kam aus dem Land des leckeren Pommes und des verkaufsoffenen Sonntags. Nach einem kurzen Besuch und einigen Mails waren Jack aus Venlo und ich uns über die Konditionen einig. Lieferzeit von da an: 6-8 Wochen.
Der fliegende Holländer
Umso überraschender war der Anruf, den ich 5 Tage nach Vertragsunterzeichnung bekommen habe. Wendy, von der Abteilung Lieferung und Aufbau vermittelte mir mit engelsgleicher Stimme, dass der Versand etwas früher stattfindet. „Etwas“ bedeutete in dem Fall: In zwei Tagen. Die Freude über die baldige Werkzeug-Orgie wurde durch das doch eher enge Zeitfenster etwas getrübt. Aber wozu hat man Freunde! Also wurde der Aufbautermin kurzerhand auf den nächsten Samstag gesetzt.
Nachdem wir uns sinnigerweise am Freitagabend einem Formatierungsprozess in der Gartenpinte eines Kumpels unterzogen haben, konnte das Projekt am Samstagmorgen mit leicht eingetretender Optik starten. Hinweis in der Anleitung: „Fachleute benötigen für den Aufbau ca. vier Stunden“. Also plane ich mal acht Stunden ein. Besser neun, wenn man bedenkt das manche nur noch Restblut im Bier haben.
Ich sollte recht behalten. Der Aufbauplan wurde von allen Anwesenden konsequent ignoriert. Wo andere vermutlich nur einen Steckschlüsselsatz und eine Bohrmaschine verwenden, haben wir geflext, gehämmert, lamentiert, diskutiert und in kurzen Mettbrötchen-Pausen das Gesamtprojekt nochmal durchdacht. Da wir so kurzfristig weder Bagger, Abrissbirne oder Transporthubschrauber organisieren konnten, mussten wir das Ding bis zum bittern Ende durchboxen. Nach gut 9,5 Stunden war das Tagewerk geschafft.
Das Dach stand also. Jetzt müssen meine Freunde nur noch Ihre Wunden lecken und mir den chronischen Biermangel verzeihen…
Fazit:
- Wer gute Freunde mit viel Geduld hat, braucht eigentlich kein Aufbaupersonal
- Ich habe keine Geduld und nie Bier wenn es drauf an kommt
- Mettbrötchen gehen immer
- So’n Dach ist was Feines
- Flexen und Bohren geht, Buddeln ist kacke