Sommer ist Festival-Zeit! Ein Freund von mir postet seid einigen Tagen Rückblicke auf mehrere Jahre Rock am Ring. Ein paar Mal war ich dabei und blicke gerne zurück. Es ist immer wieder faszinierend, wie sehr man sich auf so ein zerstörerisches verlängertes Wochenende freut. Wohlwissend das man die körperlichen und finanziellen Nachwehen noch lange Zeit spürt. Die Festival-Zeit ist für mich vorerst beendet, aber nicht auf ewig – denn es gibt einfach nichts Erhebenderes als mit guten Freunden bei guter Musik und Dosenbier im Dreck zu sitzen und das Niveau auf Kellerebene zu senken.
Vom Novizen zum Pro-Camper
Interessant ist dabei auch die Entwicklung, die man im Laufe der Jahre mitgemacht hat. Vom Festival Novizen zum vollausgestatteten Camping-Pro. 2009 war ich das erste Mal dabei. Im Gepäck ein 4-Mann Iglu-Zelt, ein paar Klamotten, ein Gaskocher, 10 Dosen Aldis Finest Food und 3 Paletten Billigbier aus Holland. 2015 sah das ein wenig anders aus: Großes Doppel-Iglu, Feldbetten, Kissen, Kühlschrank, Kochplatte, Verlängerungskabel, Frühstückskram, Grillzeug, Dosenfutter, Klamotten für mindestens eine Woche und eine Temperatur-Range von -5 bis 30 Grad, Regenklamotten, gutes Bier, Whisky, Softdrinks, Wasser(!), Duschkram, Bierzeltgarnitur und und und.
Der Tagesablauf
Der Morgen
Trotz Weiterentwicklung hat sich der Kern der Sache nicht verändert. Man steht morgens auf, nimmt einen Alibi-Schluck aus der Wasserflasche, robbt zum Klappstuhl um sich da die erste Dose Bier in den Kopf zu stellen. Nach ca. 30 Minuten ist die Flamme wieder an und man erreicht Betriebstemperatur. Gegen 9 Uhr ist es Zeit für ein bekömmliches Frühstück – eine Dose Ravioli mit nem Schuss Tabasco, garniert mit edlem Weißbrot. (Nach zwei Tagen schaltet der Körper auf Minimalbetrieb und stellt jede Form von Protest ein. Der berühmte Stahlmagen entsteht.)
Mittag
Mittags erbarmt sich einer und schmeißt den 15 Euro Tankstellengrill an. In einer Gruppe von 25 Leuten dauert die Verpflegung dann ca. 4 Stunden. Genug Zeit um die Selbst-Narkotisierung voran zu treiben. Schließlich braucht man schon eine gewisse Schmerzbefreiung wenn man gegen Nachmittag gezwungen ist das Dixi zu nutzen. Zu dem Zeitpunkt ist das genauso hygienisch wie ein Nacktbad im Ganges. Um das Erlebnis schnellstmöglich zu vergessen steht gemeinsamer Sport auf dem Programm. Die olympischen Disziplinen: Bier-Pong, Flunky Ball, Dosenstechen, Galgenbier, Übergeben und Überleben.
Nachmittag
Am späten Nachmittag schleppen sich die ersten Kadaver auf’s Festival-Gelände. Schließlich muss man schnell sein, wenn man völlig überteuerten Band-Merch kaufen möchte. Und das will man doch immer! Ab jetzt tingelt man von Bühne zu Bühne. Man kommt meisten so gut durch wie Schweinemett durch ’nen Strohhalm, aber dafür hat man sich ja den passenden Scheiß-Egal-Zustand erarbeitet!
Abend
Endlich sind die Headliner am Start. Stolz es bis dahin geschafft zu haben setzt die Euphorie ein und mobilisiert die letzten Kräfte. Andere nennen es epileptische Anfälle, wir nennen es „Tanzen“. In der Regel setzt spätestens jetzt der Regen ein, welcher in Verbindung mit dem Boden für eine schön gleichmäßige Schlamm-Panade sorgt. Vor dem Verlassen des Geländes testet man den Stahlmagen nochmal auf Funktionalität und zieht sich ein möglichst provokatives Schlummer-Häppchen rein: Ein Meter Chili-Bratwurst mit Extra-Fett und Käse überbacken – oder ähnliches. Krieg dem Dixi!
Nacht
Zurück auf dem Zeltplatz, setzen sich die letzten Krieger zusammen um noch kurz den Tower Barcadi-Cola zu leeren. Die Opfer des Tages werden betrauert und gehuldigt. Der Dreck wird abgemeisselt und es geht ins feucht-warme Zelt. Bei den zarten Klängen diverser Metall-Bands in Konzertlautstärke schlummert man dann irgendwann ein, wohlwissend das die gleiche Musik einen morgens wieder weckt.
Viel Spaß!
In diesem Sinne: Ich wünsche meinen Freunden – den Ringrockern – maximalen Spaß und viel Erfolg am Ring! Kommt alle wieder gesund nach Hause und berichtet den Zurückgebliebenen!
ROCK ON!