Wie die meisten in meinem Dunstkreis bestelle ich gerne alles im Netz. Was früher auf wenige Artikel reduziert war, geht heute quasi vom Babyschnuller bis zum Flugzeugträger (Achtung: Die Versandkosten bringen einen um!). Ja, ich fördere damit das Aussterben der seltenen Einzelhändlerrasse, aber wenn’s nun mal um’s Geld und die Auswahl geht, werde ich zum Raubtier. Das ist vielleicht nicht sozial, aber Herr C&A will für den Satz Socken nunmal auch ne Ecke mehr haben als Herr Amazon. Und Letzterer bringt mir die auch noch zur Tür. Aber eins vermisse ich online immer mehr: Den Service.
Ich möchte vorausschicken, dass ich aktuell als Projektmanager in einer eCommerce Agentur arbeite. Davor habe ich im Marketing bei einem eCommerce Unternehmen gearbeitet. Und wie oben erwähnt bin ich ein Vollblut-eCommerce Kunde. Ich werde also versuchen einen sachlichen, mehrseitig beleuchteten Bericht abzuliefern (Spoiler: Wird nicht funktionieren)
A.Loch GmbH: Service wird hier falsch geschrieben
Ein kurzer Bericht aus Kundensicht. Meine Mini-Me hatte kürzlich Ihre Taufe, was wir traditionell mit der Familie gefeiert haben. Um nicht 53 Stoffhasen Asyl gewähren zu müssen, haben wir beschlossen Geldgeschenke zu erbitten, um diese dann in einen Holz-Spielturm für die Kleine zu investieren. Gesagt, getan. Die erforderliche Opfergabe wird zusammengetragen und unmittelbar an Unternehmen Nr.1, nennen wir es mal „A.Loch GmbH“ überwiesen. Lieferzeit eine Woche. Nach einer Woche erhalte ich zwei Pakete. Ich bewunderte zum einen die Versandabteilung der A.Loch GmbH für Ihre Verpackungskünste, zum anderen unseren Postboten für seine scheinbar übermenschliche Kraft. Schließlich klemmte er sich die Pakete locker unter dem Arm, der Turm sollte aber um die 100kg wiegen. Ich wurde skeptisch – womit? Mit Grund! In dem Paketen befanden sich nur Schaukelsitz und Rutsche. Bei einem schweißtreibenden und Lebensjahre kostenden Telefonat mit einer ungarischen Callcenter-Fee wird mir mitgeteilt, dass der Rest des Objekts der Begierde in einer Woche geliefert wird.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Eine weitere Woche vergeht, wieder steht der gelbe Hulk vor der Tür, locker flockig angelehnt an einem etwa 170 großen Bündel. Ich quittiere den Erhalt, auch wenn ich mir nicht sicher bin ob mir Kaminholz oder Spielturm-Elemente geliefert wurden. Ich rufe also wieder an. Eine basslastige Frauenstimme mit starkem Akzent begrüßt mich so gezwungen und überzogen freundlich, dass ich dachte ich hätte eine versehentlich eine 0190er-Nummer erwischt. Für ganz Einsame. Olga (Name geändert) erklärt mir, dass der Rest nicht lieferbar sei. So gar nicht mehr.
Mein darauf folgender Wort-Brech-Durchfall war zwar sehr anschaulich, ist aber kein Material für den Blog. Ich unterbreche daher mit einem lustigen Katzenvideo:
Nachdem ich mir den Schaum vom Mund und das Blut aus den Augenlidern gewischt hatte, habe ich höflich aber bestimmt die Bestellung storniert.
Der nächste Versuch
Ich finde ein passables Ersatzmodell. Der Shop des Unternehmens, nennen wir es mal „LMAA GmbH“, wirkt vertrauenswürdig. Als schlauer Kunde rufe ich vorher an und lasse mir die Lieferzeit von 2-8 Tagen telefonisch bestätigen. Ich bin begeistert, dass ist ja gerade mal die Durchschnittswartezeit im Lintforter McDonalds Drive-In.
Ernüchterung. Und damit meine ich nicht den Mittwoch nach einem ordentlich abgezechten Samstagabend. Wir erhalten eine Mail, dass in 14 Tagen die Ware an die Spedition übergeben wird. Es folgt ein sinnfreies Telefonat mit einer Dame die den Charme einer alten Raufasertapete versprüht und mir ihre Gleichgültigkeit nicht deutlicher hätte vermitteln können. Wir beugen uns dem Schicksal und warten ab. Wochen ziehen ins Land. Eine Woche nach der angeblichen Übergabe rufe ich wieder an um mich in meinem nettesten, angepissten Ton über die Situation auszulassen. Mir wird mitgeteilt, dass der Turm nicht lieferbar sei, erst in zwei Wochen, garantieren könne sie aber nichts. Es wäre nicht möglich alle Kunden über sowas zu informieren.
TILT. ERROR.
Ich überbrücke meinen darauf folgenden Ausbruch mit einem Video von flauschigen Häschen:
Nachdem ich ähnliche verbale Vernichtungsschläge auf der Facebookseite der LMAA GmbH gefunden habe, beschließe ich auch diesen Auftrag zu stornieren.
„Und die Moral von der Geschicht‘: Bestelle Türme online nicht.“
Vielleicht gehe ich einfach mal zum Baumarkt oder Holzhändler nebenan. Ein bisschen was für den Einzelhandel tun. Und für meine Nerven.